Fachhochschule
Lübeck
Projektgruppe Virtuelle Fachhochschule
Ideenskizze für das Projekt
Virtuelle Fachhochschule
für
Technik, Informatik und Wirtschaft
1997
Realisierung eines offenen, modularen Studiums unter Nutzung
der weltweiten Vernetzung
im Rahmen des Ideenwettbewerbs für Leitprojekte zum
Themenfeld
"Nutzung des weltweit verfügbaren Wissens für
Aus und Weiterbildung und Innovationsprozesse"
ausgeschrieben vom Bundesministerium für Bildung,
Wissenschaft, Forschung und Technologie
eingereicht durch
Fachhochschule Lübeck
Fachhochschule Brandenburg
Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel
Hochschule Bremerhaven
Fachhochschule Gelsenkirchen
Fachhochschule Nordostniedersachsen, Lüneburg
Fachhochschule Ostfriesland, Emden
Fachhochschule Stralsund
Fachhochschule Westküste, Heide
Technische Fachhochschule Berlin
private Fachhochschule Nordakademie, Elmshorn
Institut für Multimediale und Interaktive Systeme
der Medizinischen Universität zu Lübeck
Institut für Telematik der Medizinischen Universität
zu Lübeck
Deutscher Gewerkschaftsbund, Landesbezirk Nordmark, Hamburg
Vereinigung der Schleswig-Holsteinischen Unternehmerverbände
e.V., Kiel
anTel - Telekommunikation, M. Schulze, Bielefeld
innovas GmbH, Hamburg
Innovationsforum - Akademie für Neue Medien, Dipl.
Ing. R. Möhr, Obertshausen
AWi Verlag - Aktuelles Wissen Verlagsgesellschaft m.b.H.,
München
unter Federführung der Fachhochschule Lübeck
1. Neuheit und Attraktivität des Projektansatzes
1.1 Aufgabenstellung
Die Fachhochschulen zeichnen sich durch ihre besondere Praxisnähe
in der Lehre und die enge Einbindung der Wirtschaft in das Studium aus.
Die hohe Akzeptanz des Fachhochschulstudiums in der Wirtschaft eröffnet
in besonderem Maße ein hohes Potential an zusätzlichen Studierenden
in der beruflichen Weiterbildung. Deshalb ist es notwendig, die Entwicklung
einer virtuellen Hochschule für den Fachhochschulbereich mit seinen
spezifischen Ausprägungen beispielhaft vorzunehmen, um seine zukünftige
Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Die Möglichkeiten der globalen multimedialen Vernetzung sollen es
Studierenden erlauben, sich ein für ihre Interessen maßgeschneidertes
Studium entsprechend einem modular strukturierten Lehrplan aus den in
globalen Netzen verfügbaren Lehrangeboten bedarfsgerecht zusammenzustellen,
welches in einen entsprechenden Hochschulabschluß mündet.
1.2 Lösungsansatz
Es ist geplant, im beantragten Projekt eine virtuellen Fachhochschule
mit ausgewähltem Studienangebot zu entwickeln, welche systematisch
die Möglichkeiten der Multimedia-Techniken und der weltweiten Vernetzung
nutzt. Anbieter dieser virtuellen Fachhochschule ist ein Verbund von Partnern,
der
- hochschul-ort-übergreifend ist, d.h. die Lehrangebote
werden an verschiedenen Orten bereitgestellt,
- hochschul-art-übergreifend ist, d.h. die Lehrangebote
werden von staatlichen und privaten Hochschulen (Fachhochschulen, Universitäten
und Fernhochschulen), aber auch von privatwirtschaftlichen Dienstleistungs-
und Medienunternehmen bereitgestellt,
- länderübergreifend ist, d.h. die Lehrangebote werden von
Partnern verschiedener Bundesländern bereitgestellt,
- offen ist, d.h. grundsätzlich kann jeder qualifizierte Anbieter
Lehrangebote zu jedem Zeitpunkt einbinden, sofern er die in den modularen
Lehrplänen geforderten Inhalte und Qualitätskriterien erfüllt,
- international angelegt ist, d.h. er ermöglicht systematisch die
Einbeziehung internationaler Studienanbieter und bietet seine Studienleistungen
auch international an,
Der Verbund von Studienanbietern stellt modularisierte Studieneinheiten
in multimedialer Aufbereitung zur Verfügung, die sich zu ausgewählten
Studiengängen zusammenstellen lassen.
Die Koordination des virtuellen Studiums erfolgt durch eine Studienagentur
gemäß den Empfehlungen des Wissenschaftsrates. Vorstellbar
ist, daß die Agentur folgende Aufgaben wahrnimmt:
- Sie koordiniert die Erstellung von Qualitätskriterien und Prüfungsanforderungen
für die modularisierten Studieneinheiten durch die Hochschulen.
- Sie koordiniert die Erstellung modularisierter Studienpläne mit
Studien- und Prüfungsordnungen durch die angeschlossenen Hochschulen
und das bewilligende Ministerium.
- Sie informiert potentielle Studierende, interessierte Unternehmen
und Verbände über die Studienangebote, die Studienmöglichkeiten
und Studienpläne der virtuellen Fachhochschule im Rahmen der weltweiten
Vernetzung.
- Sie informiert potentielle Anbieter von Studieneinheiten über
Inhalt und Qualitätskriterien der gemäß Studienplänen
geforderten Leistungen.
- Sie akkreditiert die Anbieter von Studieneinheiten für die virtuelle
Fachhochschule.
- Sie unterstützt in Fragen der Eigentums- und Urheberrechte.
Im Projekt wird eine solche Agentur beispielhaft realisiert.
1.3 Innovationsaspekte
Der Multimediaeinsatz im universitären und Fachhochschulstudium
wird zur Zeit erprobt. Hieraus haben sich u. a. Erkenntnisse abgeleitet,
daß es sinnvoll ist, solche Lehreinheiten in einem Verbund mehrerer
Hochschulen zu erarbeiten, um den erforderlichen Mehraufwand für
die Entwicklung von virtuellen Veranstaltungen sinnvoll zu verteilen.
Ein virtuelles Fachhochschulstudium mit einer offenen, modularen Struktur
in technischen Fächern mit ihren Praktika und Laboren wird bisher
nicht angeboten. Deshalb setzt das Projekt den Schwerpunkt auf ingenieurwissenschaftliche
Fächer.
Das beantragte Projekt beabsichtigt, auf Grundlage der telematischen
und multimedialen Technologien
- die didaktischen und ergonomischen Anforderungen an die multimediale
Gestaltung der Lehr-inhalte in den Studienrichtungen zu erarbeiten,
- die modularisierten Studieneinheiten in multimedialer Aufbereitung
bereitzustellen,
- die sozialen Kompetenzen zu erhalten und möglicherweise gezielt
zu entwickeln,
- die ordnungspolitischen und organisatorischen Voraussetzungen für
die Realisierung einer virtuellen Hochschule zu schaffen und
- die technische Infrastruktur aus verfügbaren Systemkomponenten
zu integrieren.
Dieser ganzheitliche Ansatz zur Schaffung einer offenen, virtuellen Fachhochschule
unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen, organisatorischen
und didaktischen Aspekte mit dem Schwerpunkt auf Schaffung der Lehrinhalte
und der Studienorganisation ist bisher noch nicht realisiert. Mit den
hier erworbenen Techniken werden grundlegende Vorarbeiten für eine
Internationalisierung der Studiengänge geliefert.
2. Grobes Projektkonzept
2.1 FuE-Ansatz und FuE-Schwerpunkte
Das Projekt beantwortet die Frage, welche neu entwickelten Lehr- und
Lernformen wie z.B. Telelehre, Telelernen, Videokonferenzen, virtuelle
Hörsäle und Labore, rechnergestützte Lehre (Computer Based
Training, CBT) und noch neu zu entwickelnde Lehr- und Lernformen wie z.B.
agentengestützte Lehre an Fachhochschulen gewinnbringend eingesetzt
werden können. Die Antwort auf diese Frage hängt im Einzelfall
von Faktoren wie Inhalt einer Lehreinheit, didaktischen, organisatorischen
und technischen Möglichkeiten, Akzeptanz und gesellschaftlicher und
ökonomischer Relevanz ab.
Insbesondere ist eine sinnvolle Integration der herkömmlichen, präsenzorientierten
Lehre mit teleorientierter und multimedialer Lehre zu untersuchen. Im
einzelnen orientiert sich die Forschung und Entwicklung an folgenden Leitfragen.
- Welche neuen Lehr- und Lernformen sind für welche Lehre an Fachhochschulen
geeignet?
- Nach welchen Kriterien können diese Formen bewertet und für
eine konkrete Anwendung ausgewählt werden?
- Welche Organisationsstruktur eines neuen aufzubauenden Netzes von
Anbietern ist für Studierende, Lehrende und Anbieter sinnvoll?
- Welche gesellschaftliche Relevanz haben die neuen Lehr-, Lern- und
Organisationsformen?
- Wie sieht ein Gesamtkonzept eines Hochschulverbundes aus, das unter
Ausnutzung neuer Lehr-, Lern- und Organisationsformen im Verbund gemeinsame
Lehreinheiten neben herkömmlichen Lehreinheiten entwickelt und
anbietet?
- Welche technischen Realisierungmöglichkeiten sind für eine
solche virtuelle Fachhochschule adäquat?
- Wie können die neuen Kommunikationstechnologien für die
Vermittlung der Ausbildungsinhalte in der betrieblichen Praxis genutzt
werden?
2.2 Erforderliche Partner im
Projekt
Zur Durchführung des Projektes ist ein Konsortium von verschiedenen
Partnern erforderlich, um die Idee der Vernetzung von Lehrveranstaltungen
zu entwickeln und exemplarisch durchzuführen. Es sind prinzipiell
folgende Partner vorgesehen:
- Fachhochschulen,
- Forschungspartner von Universitäten und Instituten,
- Verlage, Medienanbieter,
- Provider, Telekommunikationsunternehmen,
- Multimedia-Unternehmen, Medienersteller
- Verbände, Stiftungen
- Ministerien
2.3 Laufzeit
Die Laufzeit des Projektes beträgt 5 Jahre.
2.4 Phasen
Es ist ein dreistufiger Projektablauf vorgesehen mit einer Konzept-,
einer Aufbau- und einer Erprobungsphase.
|
1. Jahr
|
2. Jahr
|
3. Jahr
|
4. Jahr
|
5. Jahr
|
Konzept
|
|
|
|
|
|
Aufbau Lehreinheiten und Struktur
|
|
|
|
|
|
Erprobung
|
|
|
|
|
|
2.4.1 Konzeptphase
Die Konzeptphase beginnt mit einer Analyse der Zielgruppen und ihrer
Anforderungen. Darauf aufbauend werden entsprechend den Leitfragen die
inhaltlichen, didaktischen, strukturellen und technischen Anforderungen
und Konzepte entwickelt.
Lehr- und Lernformen, Lehreinheiten
- Zusammenstellung, Bewertung und exemplarische Untersuchung der existierenden
Lehr- und Lernformen einschließlich der explorativen Ansätze,
- Definition der Anforderungen der Lehr- und Lernformen für den
Einsatz an Fachhochschulen,
- Aufstellung einer Kriterienmatrix hinsichtlich Lehr- und Lernformen,
Inhalten, Didaktik, Methodik und Ergonomie,
- Festlegung der Inhalte und der dazugehörigen Lehr- und Lernformen
für die im einzelnen zu entwickelnden Lehr- und Lerneinheiten,
- Festlegung der Lehreinheiten, die exemplarisch entwickelt werden sollen.
Lehreinheiten, in denen telematische Lehr- und Lernformen eingesetzt
werden, setzen einen sehr hohen Grad an Selbstbestimmtheit und Selbstorganisation
des Lernens voraus. Im Studium müssen die Studierenden auf diese
Lernformen vorbereitet werden.
Struktur, Organisation
- Definition der Anforderungen an Studien- und Prüfungsordnungen
- Konzeption zur Einbindung der Ausbildungsinhalte in die betriebliche
Praxis
- Entwicklung eines Konzeptes des Netzwerkes der Anbieter
- Entwicklung des Organisationskonzeptes
- Aufzeigen der gesellschaftlichen Relevanz
Technik
- Definition der Anforderungen an die technische Realisierung entsprechend
der ausgewählten Lehr- und Lernformen sowohl hinsichtlich der Erstellung
als auch des Angebotes der Lehreinheiten
- Entwicklung des Konzeptes der technischen Realisierung unter Berücksichtigung
von didaktischen, ergonomischen und inhaltlichen Notwendigkeiten sowie
Verfügbarkeit und Machbarkeit
- gegebenenfalls Vorentwicklung von Werkzeugen zur Erstellung von Lehreinheiten,
Medienarchivierung, Administration, Zusammenarbeit der Lehrenden und
Handhabung multimedialer Lehrsysteme
2.4.2 Aufbau der Lehreinheiten
und der Strukturen
Auf die forschungsorientierte Konzeptphase folgt die Entwicklungsphase,
in der die Strukturen der Virtuellen Fachhochschule, das Netzwerk der
Anbieter und die festgelegten Lehreinheiten entwickelt werden.
Der Aufbau der Strukturen umfaßt den Aufbau der Studienagentur,
die Ausarbeitung und Genehmigung der Ordnungsrahmen wie Studien- und Prüfungsordnungen
und die Festlegung der Zusammenarbeit der Anbieter für die Angebotsphase.
In Pilotprojekten soll die Einsatzmöglichkeit von Telearbeit zur
Durchführung betrieblicher Praktika erprobt werden, die Unternehmen
sollen in das Kommunikationsnetz eingebunden werden.
Zum Aufbau des Netzwerks der Anbieter gehört die technische Realisierung
der notwendigen Netzwerk- und Kommunikationsdienste.
2.4.3 Angebot und abschließende
Evaluation
In der Aufbauphase können schon fertiggestellte Lehreinheiten in
den Lehrbetrieb integriert werden. In der Angebotsphase ist das gesamte
inhaltliche, didaktische, strukturelle und technische Netzwerk vorhanden,
das in der Konzeptphase festgelegt wurde, und kann flächendeckend
angeboten werden. Diese Phase trägt den Charakter der Erprobung eines
Prototypen. Die Teile, deren Evaluierung keine substantiellen Verbesserungsmöglichkeiten
mehr aufzeigt, gehen direkt in das Produkt "Virtuelle Fachhochschule"
über.
2.5 Beteiligung der Partner in den Projektphasen
Bei einem Treffen des Konsortiums wurden die Schwerpunkte der Arbeit
der einzelnen Partner festgelegt, wie sie in der folgenden Matrix wiedergegeben
werden.
Partner
|
Lehr- und Lernformen
|
Lehreinheiten
|
Weiter-
bildung
|
Technik
|
Gesellschaftliche & wirtschaftliche Relevanz
|
Struktur
|
FHL
|
x
|
x
|
x
|
x
|
x
|
x
|
FHO
|
|
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|
x
|
x
|
x
|
FHW
|
|
x
|
|
x
|
|
x
|
FHST
|
x
|
x
|
|
|
|
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FH B/W
|
|
x
|
|
x
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|
|
HBH
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x
|
x
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|
|
|
|
FHB
|
x
|
x
|
x
|
|
x
|
|
FH NON
|
x
|
x
|
x
|
|
|
|
DGB
|
|
|
|
|
x
|
x
|
NORD
|
|
x
|
x
|
|
x
|
x
|
IMIS
|
x
|
x
|
|
|
|
|
TFH
|
x
|
x
|
|
|
|
x
|
anTel
|
|
|
|
x
|
|
|
inforum
|
|
x
|
|
|
x
|
|
inno
|
|
x
|
x
|
|
|
|
FHL
|
Fachhochschule Lübeck
|
FHO
|
Fachhochschule Ostfriesland
|
FHW
|
Fachhochschule Westküste
|
FHST
|
Fachhochschule Stralsund
|
FH B/W
|
Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel
|
HBH
|
Hochschule Bremerhaven
|
FHB
|
Fachhochschule Brandenburg
|
FH NON
|
Fachhochschule Nordostniedersachsen
|
DGB
|
Deutscher Gewerkschaftsbund Nordmark
|
NORD
|
private Fachhochschule Nordakademie
|
IMIS
|
Institut für Multimediale und Interaktive Systeme, MUL
|
TFH
|
Technische Fachhochschule Berlin
|
anTel
|
anTel - Telekommunikation
|
inforum
|
Innovationsforum - Akademie für neue Medien
|
inno
|
innovas GmbH
|
2.6 Mittelbedarf
2.6.1 Geschätzter Mittelbedarf für das gesamte Projekt
Der geschätzte Mittelbedarf für das gesamte Projekt (incl.
Eigenmittel) setzt sich folgendermaßen zusammen:
Gesellschaftliche und wirtschaftliche Relevanz
|
1
|
Mio. DM
|
Entwicklung der Strukturen
|
2
|
Mio. DM
|
Konzept der Lehr- und Lernformen
|
3
|
Mio. DM
|
Entwicklung der Lehreinheiten
|
15
|
Mio. DM
|
Entwicklung und Investitionen Technik
|
4
|
Mio. DM
|
Aufbau und Betrieb der Technik
|
3
|
Mio. DM
|
Betriebskosten, laufende Kosten
|
1
|
Mio. DM
|
Projektmanagement (10 % )
|
3
|
Mio. DM
|
Gesamt
|
32
|
Mio. DM
|
Die Kosten für die Entwicklung der Lehreinheiten hängen von
dem zu entwickelnden Lehrangebot ab. Die Schwankungsbreite der Kosten
wird mit ca. 5 Mio. DM angenommen. Nach Bildung des endgültigen Projektkonsortiums
lassen sich diese Beträge genauer festlegen.
2.6.2 Eigenmittel der Projektpartner
Die Partner bringen sowohl anteilige technische Ausstattung wie z.B.
Campusnetz und Rechnerausstattung als auch Personalkapazitäten in
das Projekt ein. Die Partner des Konsortiums gehen von einer Förderung
von mindestens 50 % aus.
3. Markt und Arbeitsplatzpotential
3.1 Markt-/Nutzungspotential
Das Marktpotential der virtuellen Fachhochschule ergibt sich aus den
Zielgruppen, die unter den folgenden Studienarten auswählen können.
- Vollzeitstudium
- Berufsbegleitendes Studium
- Aufbaustudium, insbesondere als berufsbegleitendes Studium
- Berufliche Weiterbildung
- Betriebliche Qualifizierung im Zuge der "Lernenden Organisation"
Sowohl die Modularisierung des Studienangebotes als auch eine flexiblere
und selbstbestimmte zeitliche Einteilung des Studiums bietet Frauen neue
Studienmöglichkeiten im Rahmen der virtuellen Fachhochschule. Zielgruppenspezifisch
können sich z.B. Frauen während der Phase der Familientätigkeit
gezielt weiterqualifizieren, um ihr Fachwissen auf einem aktuellen Stand
zu halten oder sich aufgrund von Aneignung zusätzlicher Qualifikationen
den Wiedereinstieg ins Erwerbsleben zu erleichtern.
Somit erschließt die virtuelle Fachhochschule ein Potential neuer
Nutzerschichten für Lehr- und Ausbildungsangebote.
3.2 Arbeitsplatzpotential
Das Angebot der virtuellen Fachhochschule schafft zusätzliche Nachfrage
und somit Arbeitsplätze in den Bereichen Netzwerkbetreiber, Provider
und Medienunternehmen zur professionellen Erstellung und Vermarktung von
multimedial unterstützten Moduln für die Ausbildung auf Hochschulstandard
und Dienstleistung in der Aus- und Weiterbildung.
Bei diesen Dienstleistungsunternehmen handelt es sich zu einem großen
Teil um kleine und/oder mittlere Unternehmen. Insbesondere ist im Bereich
der Multimedia-Unternehmen verstärkt mit Existenzgründungen
zu rechnen.
3.3 Einbindung weiterer Partner
Das Projekt ist grundsätzlich offen für weitere Partner und
bekennt sich ausdrücklich zum Wettbewerb konkurrierender Angebote.
Dieses ist durch die Struktur der virtuellen, offenen Fachhochschule und
die Definition von Leistungsstandards sichergestellt.
Weitere Partnerschaften ergeben sich durch die Anwendung der Studieneinheiten
des virtuellen Studiums im Rahmen der betrieblichen Weiterbildung.
Beim Aufbau der Studienagentur erfolgt eine Kooperation sowohl mit dem
Verbund der Fachhochschulen der sechs Länder Berlin, Brandenburg,
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, als auch
mit dem Institut für Verbundstudien der Fachhochschulen Nordrhein-Westfalens.
3.4 Umsetzungsrisiken.
Die Umsetzungsrisiken werden im einzelnen wie folgt bewertet.
- Ordnungspolitisch: Die Umsetzung der virtuellen Fachhochschule erfordert
die Genehmigung der Studien- und Prüfungsordnung durch ein zuständiges
Ministerium. Deshalb ist in dieses Projekt das Ministerium für
Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein
in die Arbeitsgruppe einbezogen und es erfolgt hier eine enge Abstimmung.
- Ressourcenbezogen: Der Aufwand für die Realisierung der Lehrinhalte
ist vorab schwierig abzuschätzen und zu finanzieren. Zur Minimierung
dieser Risiken dient die Verbundidee.
- Organisatorisch: Die virtuelle Fachhochschule muß das Studienangebot
für ihre Studiengänge sicherstellen. Hierzu trägt zum
einen der Kooperationsverbund bei, zum anderen die Möglichkeit
der Einbeziehung bereits vorhandener Studienangebote an den Partnerhochschulen.
- Technikbezogen: Multimedia-Technik und Telematik entwickeln sich mit
hoher Dynamik weiter. Die Einsatzmöglichkeiten dieser Techniken
für das Projekt sind fortlaufend zu prüfen.
- Nutzungsbezogen: Die Nachfrage nach den Moduln des virtuellen Studiums
kann falsch bewertet sein. Zur Beherrschung dieses Risikos dient die
Ermittlung der Anforderungen seitens der potentiellen Studierenden und
die frühzeitige Einbindung von Verbänden und Unternehmen in
die Konzeptionsentwicklung.
- Gesellschaftlich: Das virtuelle Studium kann zu gesellschaftlich unerwünschten
Folgen wie zunehmender Ausgrenzung von Studierwilligen, Isolation u.
a. führen. Deshalb wird sowohl bei der Zieldefinition als auch
bei der Erarbeitung des didaktischen Konzeptes der gesellschaftliche
Aspekt berücksichtigt. Hierzu trägt auch die Einbeziehung
von Interessenverbänden bei.
4. Plausibilität des Umsetzungskonzeptes
4.1 Umsetzung in die Praxis
Die Umsetzung der Forschungsergebnisse in die Praxis erfolgt nach einem
Stufenkonzept.
- Erarbeitete Studieneinheiten sind im Rahmen bestehender Studiengänge
gleich praktisch nutzbar.
- Eine Vermarktung für die betriebliche und außerbetriebliche
Weiterbildung ist ebenso gleich möglich.
- Durch den Kooperationsverbund erfolgt für die Studieneinheiten
von Anfang an eine breite Streuung, was ihre Evaluation unterstützt.
- Im Rahmen des virtuellen Studiums erbrachte Leistungen werden durch
bestehende Fachhochschulen bestätigt, um Anerkennungsprobleme bei
Studienwechsel zu vermeiden.
- Die Kooperation mit regionalen und Fernstudienanbietern erlaubt eine
weitestgehende Flexibilität in der Studiengestaltung.
4.2 Promotoren
Mit Unterstützung der Technologiestiftung des Landes Schleswig-Holstein
und des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur
des Landes Schleswig Holstein erfolgte die Gründung einer Projektgruppe,
die zur Konkretisierung der Idee am 13./14. Mai 1997 in Lübeck einen
Workshop organisierte. Am 16. Juni 1997 wird die öffentliche Diskussion
dieses Vorhabens in einer Folgeveranstaltung in Lübeck fortgesetzt.
Für das Vorhaben konnte eine Reihe wichtiger Promotoren gewonnen
werden, die das Projekt unterstützen und auch seine Realisierung
mittragen, u.a. die Technologiestiftung des Landes Schleswig-Holstein.
Die AKAD unterstützt die Projektidee und ist an einer Mitwirkung
interessiert. Weitere Promotoren werden zur Zeit gewonnen.
5. Potentiale der Kooperationspartner
Die Partner des Konsortiums haben in verschiedenen Projekten Erfahrungen
und Kenntnisse erworben, die in das Projekt einfließen. Beispielhaft
seien genannt:
- Beteiligung an der Pilotstudie "Virtual College Berlin und Brandenburg"
(FH Brandenburg, Prof. Dr. Beuschel, TFH Berlin, Prof. Dr. Siegel)
- gemeinsame Lehrveranstaltungen per ISDN-Bild-Kommunikation, auch zusammen
mit anderen europäischen Partnern; Einrichtung eines Seminarraumes
für Teleteaching und AV (FH Ostfriesland, Prof. Dr. Mauersberger,
FH Westküste, Prof. Dr. Schütte)
- Erstellung einer HTML-basierten Version der ICD-10 der WHO; Erstellung
eines appletbasier-ten Java-Kurses (FH Lübeck, Prof. Dr. Seehusen)
- Entwurf und Betrieb eines Satellitenübertragungssystems für
verteilte interaktive Lehrveranstaltungen (FH Lübeck, Prof. Dr.
Schäffer; FORCE Programm der EU)
- herstellerunabhängige/produktneutrale Repräsentationen von
digitaler multimedialer Information (FH Nordostniedersachsen, Prof.
Dr. Faasch)
- Mitarbeit bei der Erstellung eines Gutachtens zur Gründung eines
Multimedia Centrums in Bremerhaven (Hochschule Bremerhaven, Prof. Dr.
Ziegenbalg)
- Mitbegründung der Software-Ergonomie in Deutschland seit 1980;
Autor des Fachbuchs "Software-Ergonomie" im Verlag Addison Wesley, 1994;
Erstellung von Lehrbriefen (Erscheinungsjahr 1997) zum Thema Mensch-Computer-Kommunkiation
an der Fernfachhochschule AKAD (MUL, Prof. Dr. Herczeg)
- Mitarbeit im Projekt zur ATM-Vernetzung und zur Leistungsbewertung
der einzusetzenden Kommunikationsprotokolle (FH Braunschweig/Wolfenbüttel,
Prof. Dr. Lie)
- Einsatz von Multimedia im Betrieblichen Umweltschutz (FH Lübeck,
Prof. Dr. Bischoff)
- Planung und Realisierung von Euro-ISDN Kommunikations- und Datennetzen
für Betriebe, Behörden und Privathaushalte (anTel, Herr Schulze)
- Online Kommunikationsformen im Internet: Chat, Telefonie, Video-Konferenz,
Application Sharing (Datalink-Projekt mit der Universität Lund);
CBT zum Umweltschutz (MM-Toolbook), (FH Lübeck, Prof. Dr. Praetorius,
Prof. Dr. Fellner)
- Entwicklung computerunterstützter Tests (CBT) für die Hochschullehre
mit Leistungsbewertung und Entwicklung eines PC-basierten Prüfungsverwaltungssystems,
(FH Gelsenkirchen, Prof. Dr. Hannemann)
- Konzeption einer Unternehmensdatenbank in INTERNET Technologie im
Rahmen des Forschungsprojektes TiSCH 2 (Private FH Nordakademie, Prof.
Dr. Müller)
6. Konzeption des Zusammenwirkens Nachhaltigkeit der Kooperation
6.1 Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft
Aus ordnungspolitischen Gesichtspunkten heraus muß die Federführung
des Projektes bei den Fachhochschulen liegen, die später auch die
praktische Umsetzung verantworten.
Die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft sowohl während der Entwicklungsphase
als auch in der Umsetzungsphase erfolgt in zwei Dimensionen:
- Wirtschaftsunternehmen profitieren von den Weiterbildungsangeboten
der virtuellen Fachhochschule.
- Wirtschaftsunternehmen sind Partner, indem sie Dienstleistungen für
die virtuelle Fachhochschule erbringen.
6.2 Weiterführung des Forschungsnetzwerkes
Das Forschungsnetzwerk wird während des Projektes systematisch aufgebaut
und weiterentwickelt. Dazu dienen die Veröffentlichungen zum Projekt
in konventioneller und multimedialer Form, sowie die Darstellung und Diskussion
der Projektideen auf Workshops, Foren und Kongressen.
Das Netzwerk wird über den Ablauf des Projektes hinaus weitergeführt
werden, da im Projekt eine funktionsfähige Struktur entsteht, welche
die Voraussetzungen zur Realisierung von weiteren Studiengängen der
virtuellen Fachhochschule schafft.
Eingereicht durch die Fachhochschule Lübeck,
vertreten durch ihren Rektor
(Prof. Dr.-Ing. H.-W. Orth)
|